Mein Soldat ist derzeit in Elternzeit. Anders könnte ich das Referendariat gar nicht meistern. Das gebe ich gerne zu. Er ist glücklich über die viele gemeinsame Zeit mit den drei Mädels, ich bin glücklich, dass er mich so dermaßen entlastet, und die Mädels sind glücklich, ihren Papa immer um sich zu haben. Mit Papa ist das ja irgendwie doch was anderes.
Die Sache mit der Elternzeit haben wir schon überlegt, als ich letztes Jahr noch schwanger war. Ich musste noch 8 Monate Referendariat hinter mich bringen - irgendwann. Und der Mann schlug vor, die Ausbildung während des ersten Erziehungsjahres zuende zu machen. Bedeutete: Ich würde nur 6 Monate Elternzeit nehmen, der Mann 7 mit einem Monat Unterbrechung (aufgrund der Bundeswehr, aber dazu später mehr). Der Gedanke gefiel mir am Anfang ganz und gar nicht. Schon nach einem halben Jahr mein kleines Baby alleine lassen?? Ich hatte wirkliche Zweifel, ob ich mich mit diesem Gedanken anfreunden könnte.
Wir haben es dann so beantragt - irgendwie ist man bzw. Frau dann ja doch vernünftig, wenn es um ihre Zukunft geht.
Ich gehe also ab Januar in die Schule, der Mann ist seitdem zu Hause und macht den Hausmann. Und zu Anfang kamen auch einige Reaktionen im Freundeskreis. Er ist Soldat, und für Soldaten ist das scheinbar nicht normal. Soldaten tun sowas nicht. Ein Freund fragte irgendwann - ürbigens KEIN Soldat, auch KEIN Papa: "Du bist jetzt 8 Monate zuhause und hast Urlaub?"
- Nein, er kümmert sich um die Kinder, den Garten und den Haushalt! "Du verzichtest auf das Geld und die Karriere."
- So ganz richtig ist auch das nicht. Es gibt schließlich Elterngeld. Die Frau verdient dazu, so dass wir ungefähr bei plus/minus Null sind. Und ganz wichtig: Er ist zuhause! Wir haben FAMILIENzeit.
Der Freund sagte noch so etwas wie: "Dann steckst du die 8 Monate ja ganz schön zurück, nur damit Chrissie arbeiten gehen kann." Und die Antwort von meinem Mann war gold wert.
"Sie hat schließlich auch ein ganzes Jahr geopfert und ihren Job unterbrochen, als ich die zwei Male in Afghanistan war. Da war sie alleine mit den Kindern und ich nicht da. Sie hat mich damals unterstützt und jetzt unterstütze ich sie." - "Das kann man doch gar nicht vergleichen", erwiederte der Freund. Und der Mann sagte: "Doch, irgendwie schon."
Irgendwie schon. Das finde ich auch. Schließlich ist man in einer Ehe FÜReinander da, man unterstützt sich GEGENSEITIG. Ich habe in diesen zweimal sechs Monaten Auslandseinsatz vieles aufgegeben, vieles zurückstecken müssen. Nun ist er für mich und die Kinder da. Und da hat die Bundeswehr überhaupt keine Einwände gehabt.
Das einzige, was irgendwie sein musste, war, dass er zwischenzeitlich einen Monat in die Kaserne musste, damit er nicht länger als 4 Monate aus dem Job raus ist. Das ließ sich ganz geschickt in die Osterferien plus ein bis zwei Wochen legen. Ansonsten alles kein Problem.
Und ich bin dankbar dafür. Sonst könnte ich das Mammutprojekt Referendariat mit drei kleinen Kindern nicht wuppen. Das gebe ich gerne zu.