Donnerstag, 29. August 2013

Wir ziehen um

Der Einsatz ist vorbei. Der Mann ist wieder unversehrt und gesund zurück, und wir sind endlich wieder eine Familie. 

Ein neues Lebensjahr hat für mich begonnen. Und ein neuer Abschnitt unseres wiedergefundenen Familienlebens. So nahm es in meinen Gedanken langsam Gestalt an. Jedes Ende ist auch ein kleiner (Neu-)Anfang. 

Das Einsatz-Tagebuch ist geschrieben. Der Deckel klappt allmählich zu. Afghanistan wird in unserem Leben wohl keine Rolle mehr spielen. 

Dennoch mag ich nicht loslassen und möchte euch weiter teilhaben lassen an unserem Leben als (Soldaten-) Familie. 

Besucht uns auf abenteuerlandgeschichten.blogspot.de und taucht ein in unsere Welt, ohne Einsatzschatten diesmal. ;)  

Dienstag, 27. August 2013

Seit gestern

... hat er uns also wieder - der Alltag. Der Mann ist wieder in die Kaserne gefahren, 4 lange Wochen Urlaub sind nun vorbei. 

Doch gestern Abend, als er wieder nach Hause kam, mit Hupe die Auffahrt hochgefahren ist, sind die Mädels schier ausgeflippt, dass Papa abends wiederkommt! Sie hatten wohl ein bisschen Angst ... die lange (Einsatz-)Abwesenheit steckt ihnen wohl noch in den Knochen. 

Und wird so schnell auch nicht vergehen, denn: Die ersten Lehrgänge sind schon im Gespräch, die nächsten Wochen wohl schon verplant, und ich darf wieder als Strohwitwe mein Dasein fristen. Wahrscheinlich. Nichts genaues weiß man nicht. Hmpf. 

Freitag, 23. August 2013

Es tat auch gar nicht weh

... der Rutsch in den Club der Ü30er. Oder eben 30er. Auf alle Fälle kein Twen mehr.

Vom Trotzköpfchen habe ich morgens am Bett ein Geburtstagsständchen bekommen, ein selbstgebasteltes Bild drückte sie mir gleich mit in die Hand, diverse Bildbeschreibungen dazu. Die Frechdächsin kam mir schließlich auch entgegen gelaufen mit "Maaamaaaa, Bild malt hab ich! Hier bitte." Hach, süß. 

Im Kindergarten wurde gleich rumerzählt, dass Mama Geburtstag hat, und schon gratulierten mir die Erzieherinnen und etliche Mütter. Und als ich die Große wieder abholte, klärte sie mich auf: "Mama, den Geburtstagsthron kannst du leider nicht haben, da bleibst du mit deinem Popo stecken. Der ist nur für uns Kinder im Kindergarten." Aha, danke. "Ich hab dir aber eine Geburtagskrone gebastelt, die musst du den ganzen Tag auf dem Kopf behalten. Du hast ja heute Geburtstag." Und eine dicke, runde 30 hatte sie auch darauf gemalt. Danke, Kind. ;)

Dienstag, 20. August 2013

Das letzte Mal

... steht die knackige 2 noch vorne. Der letzte Abend als faltenfreier, fitter und jugendlicher Twen! Knackig und jung. Dann soll es auch für mich in den Club der 30er gehen. Und körperlich steil bergab. Hmmpf. 30. DREIßIG! Eine runde, dicke 30! Steinalt würde das Trotzköpfchen sagen. Aber mit 4 ist schließlich alles steinalt, was älter als 10 ist. Und steinalt fühle ich mich überhaupt noch nicht, eher jugendlich beschwingt, aber das mag an anderen Umständen liegen ;)

Auf alle Fälle lassen wir es morgen erstmal ruhig angehen. Und ich lass mich überraschen, was der morgige Tag UND das neue Lebensjahr für mich bereit halten. Ich freu mich drauf! 

Montag, 12. August 2013

Manchmal

... glaube ich es noch gar nicht. Ich betrachte ihn und denke, er ist wieder da! Tatsächlich!

Es ist so schön! So selbstverständlich, als wäre er nie fort gewesen.


Donnerstag, 8. August 2013

Der Mama-Moment

Die letzte Woche war er häufiger da - der Mama-Moment. Ein Moment, in dem einem die Tränen kommen, weil man sich so sehr für sein Kind freut. Weil man emotional ergriffen ist vom Verhalten des Kindes. 

Das Trotzköpfchen zum Beispiel. Am ersten Morgen nachdem Papa wieder zuhause war, kam sie vorsichtig ins Schlafzimmer (ich war schon wach) und blickte auf das Ehebett. Unentschlossen stand sie in der Tür. Schließlich trat sie an mein Bett und weckte mich leise. Ich flüsterte ihr ins Ohr: "Papa kannst du auch wecken." Und ihr seliges Grinsen in diesem Moment ließen mir die Tränen in die Augen steigen. 

Diese Momente, in denen sie selig vor sich hingrinst, wenn sie feststellt, dass Papa über Nacht nicht wieder weggefahren ist, dass er immer noch zuhause ist, dass er wiederkommt, wenn er zum Beispiel gerade Getränke holen war, das sind meine ganz persönlichen Mama-Momente zur Zeit. Ich freue mich mit ihr!   

Montag, 5. August 2013

Papa ist zuhause!

Am Tag nach dem Flughafen-Wiedersehen holte ich die Mädels alleine von den Großeltern ab. Das Trotzköpfchen hatte ihren letzten Bonbon am Morgen gegessen und ist ja nicht blöd. Im Auto fragte sie also: "Hast du Papa gestern nach Hause geholt, Mama?" Ich nur kryptisch: "Lasst euch überraschen." 

Es half nichts. Ein Kinderchor erklang. "Papa ist zuhause! Papa ist zuhause!" Das Auto bebte, die kleinen Füße trippelten. Und ich grinste still vor mich hin.

Zuhause angekommen rannte das Trotzköpfchen sofort ins Wohnzimmer. Und vielleicht glaubte sie es noch nicht oder war überrascht von seinem tatsächlichen Anblick, dass sie sofort umdrehte und mit einem "Oh!" zu mir zurück gerannt kam. Die Frechdächsin schaute skeptisch auf den Mann, der da plötzlich in unserem Wohnzimmer stand, und klammerte sich schüchtern an mein Bein. Sie wussten beide nicht recht, was sie nun tun sollten. Verlegen und schüchtern. 

Der Mann sagte schließlich vorsichtig zum Trotzköpfchen: "Komm mal her. Ich bin wieder da. Ich habe dich sehr vermisst", und da war das Eis gebrochen. Beide fielen dem Papa in die Arme. Beide wollten ihn lieb haben und Küsschen geben, wollten ihm alles mögliche zeigen. Und Mama war abgemeldet. Eine Weile habe ich die drei machen lassen, sich wieder zusammenraufen lassen, sich wieder aneinander gewöhnen lassen. Dann wollte ich nachschauen, zuschauen, genießen, doch als ich das Kinderzimmer betrat, sagte meine kleine 21 Monate alte Frechdächsin in einem sehr strengen Ton zu mir: "Mama, du nich!" 

Mama war also abgemeldet. Komplett. Du nich! Dann soll Papa mal machen!    

Freitag, 2. August 2013

Vom Wiedersehen

Es begann mit einem Versprechen. Dem Versprechen, auf ihn zu warten bis er endlich zu mir zurückkehrt. Ihn zu lieben, auch wenn er nicht bei mir sein kann. Dem Vertrauen, dass unsere Liebe Zeit und Raum überwinden kann, daran vielmehr wächst, statt zu verderben. Es begann in jener dunklen Nacht im Februar, in der sich unsere Wege trennten für lange 5 Monate, und es endete an einem schönen Sommerabend im Juli. 

Am Abend vorher war ich sehr ruhig und konnte es noch gar nicht richtig realisieren. Die lange Zeit des Wartens sollte am nächsten Tag wirklich vorbei sein. Hatten wir es wirklich "schon" geschafft? 
Die Herzrhythmusstörungen kamen über Nacht. Ich wachte plötzlich auf, fühlte mein Herz rasen und konnte nicht wieder einschlafen. Der Wecker zeigte 2 Uhr nachts, halb 5 nach afghanischer Zeit. Zeit für den Mann, sich abflugbereit zu machen! Es würde wirklich passieren. Verrückt! 

Irgendwie habe ich die Nacht doch noch überstanden. Das letzte Frühstück mit den Mädels ohne den Papa. Dann Betten beziehen, der Moment, auf den ich mich den ganzen Einsatz über gefreut hatte. Es bedeutet: Von nun an schlafe ich nicht mehr alleine! Und Sachen packen für die Übernachtung der Mädels bei den Großeltern. Wir hatten uns nämlich dafür entschieden, dass dieser Moment des Wiedersehens und Nach-Hause-Holens nur seiner und meiner sein sollte. Mit den Kindern würden wir am nächsten Tag ganz in Ruhe und zuhause Familienzusammenführung zelebrieren.  

Als die Mädels dann bei der Oma abgeliefert waren, machte ich mich daran, die Wohnung auf Vordermann zu bringen. Aufräumen, saugen, wischen. Bäder sauber machen. Man veranstaltet einen Aufwand, das ist unglaublich. Dabei ist es den Männern sicher egal, ob gewischt ist oder ob die Fenster geputzt sind. Hauptsache sie sind wieder zuhause. Mir aber nicht. Es sollte alles perfekt sein. Ich natürlich auch. Also duschen und zurecht machen. Das frisch gekaufte Outfit auf die hochsommerlichen Temperaturen abstimmen und endlich war es an der Zeit, zum Flughafen zu fahren. Ich hatte zeitlich einen riesen Puffer falls Stau und so. Sind ja Sommerferien. Und ganz ehrlich: Länger hätte ich nicht zuhause rumsitzen können. Beim Autofahren war ich also erst einmal beschäftigt. 

Die zittrigen Finger wichen einem sich in der Magengegend ausbreitendem Glücksgefühl. Ich drehte das Autoradio auf und sang lauthals mit. "Bye (bye), ich fühl mich so frei (frei), Ich will nicht mehr heim und mir is scheißegal, was morgen kommt. Ich heb mein Glas und schrei: Bye (bye), ich fühl mich so frei (frei), Ich will nicht mehr heim und mir is scheissegal was morgen kommt ..."

Hannover Airport näherte sich mit jedem Kilometer. Ich parkte im bereits erwähnten Parkhaus Ost. Der Mann hatte mir gesagt, sie würden höchstwahrscheinlich beim abgesperrten Bereich für das Militär ausgeschleust werden, und so stand das Auto so dicht wie möglich dran. Terminal D war allerdings dicht, und so dachte ich, ich frage einfach mal irgendwo an einer Information nach. Schadet ja nichts. Und Zeit hatte ich auch noch massig. 

Das vertraute Flecktarn-Grün sah ich, bevor ich einen Informationschalter erreichen konnte. Also lieber mal die Soldaten gefragt. Die müssen's ja wissen! :) Wieder zurück zu Terminal C, gleich nach dem Urlaubsflieger von Sonstwoher würden unsere Afghanistan-Heimkehrer ausgeschleust werden! Juchuuu! Noch knapp eine Dreiviertelstunde! Eine sehr lange Dreiviertelstunde, die keine Dreiviertelstunde blieb. Eine Stunde warten. Und warten. Der Urlaubsflieger kam. Die Urlauber wurden freudig begrüßt. Es zog alles an mir vorbei. Ich trippelte mit den Füßen, die Aufregung stieg von Minute zu Minute. So lange konnte das doch jetzt nicht mehr dauern. Und warten ... und warten. Nichts in Sicht. Also erstmal zum Automaten ein Kaltgetränk mit dem Namen meines Mannes ziehen. Und daran nippen. Schluck für Schlückchen. Es lenkte etwas ab. 

Da ich nun aber aufgestanden war, war mein guter Platz an der Fensterscheibe futsch. Und so langsam regte sich etwas. Die ersten Wartenden (viele Frauen natürlich und andere Soldaten) standen auf. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen. Und tatsächlich: WÜSTENTARN! Endlich wieder Wüstentarn nach so langer Zeit des Wartens. Mein Herz hüpfte, und die ersten kleinen Tränchen der Erleichterung liefen. Der Mann aber noch nicht in Sicht. Also weiter warten. In den Anzügen sehen die Soldaten ja auch irgendwie alle gleich aus. Welcher war also meiner? Als er dann aber den Raum hinter der Glasscheibe betrat, habe ich ihn sofort gesehen. Da war er also, mein Mann, unversehrt wieder zurück auf deutschem Boden. Die Anspannung der letzten Monate fiel mit seinem Anblick von mir ab, und ich war froh, dass er wieder da war. Hinter der Glasscheibe. 

Die nächsten Minuten waren ein nicht enden wollendes WARTEN. Das mit der Gepäckausgabe könnten die aber auch wirklich schneller hinbekommen! Schließlich warten wir hier schon 4-6 Monate aufeinander! 

Dann, er stand am Gepäckband und hob seinen Blick. Und seine Augen trafen meine. Und er lachte und ich lachte - und hatte die nächsten Tränen in den Augen. Wir winkten einander zu. Weitere Minuten vergingen, in denen nichts geschah. Dann endlich schulterte er seinen Seesack, Rucksack und Tasche in den Händen, und kam durch die Schleuse. Ich fiel ihm in die Arme. Eine erste Umarmung. Ein erster Kuss. Es war alles so vertraut. Die Erfüllung des Versprechens. Glück. Nichts als Glück. Und Erleichterung. 

Wir verabschiedeten uns schnell von den Kameraden, verzichteten auf den Willkommensdrink der Einheit und machten uns auf den Weg zum Parkhaus. Und da sah ich ihn - den Bundeswehr Airbus mit der Nase quasi direkt vor meinem Auto stehen! 
Wenn ich zwei Stunden im Auto sitzen geblieben wäre, hätte es anders sein können ... 

So bin ich einfach nur froh, dass der Mann endlich wieder zuhause ist. Bei mir. Bei uns. Und wie die Kinder am nächsten Tag reagiert haben? 

Donnerstag, 1. August 2013

Das Versprechen

The Promise by Tracy Chapman

"If you wait for me then I'll come for you
Although I've traveled far
I always hold a place for you in my heart
If you think of me, if you miss me once in awhile
Then I'll return to you
I'll return and fill that space in your heart

[...]

Remembering
Your touch
Your kiss
Your warm embrace
I'll find my way back to you
Please say you'll be waiting

Together again
It would feel so good to be
In your arms
Where all my journeys end
If you can make a promise if its one that you can keep, I vow to come for you
If you wait for me and say you'll hold
A place for me in your heart.


Und dieses Versprechen zu halten ist das Beste. Die Belohnung dafür das Wiedersehen. Es ist so schön, ihn wieder bei mir zu haben.