Freitag, 31. Mai 2013

Tag 101 / 102: Dieser Moment

Ein Freitags Ritual. 
Ein einzelnes Foto - keine Worte - ein Augenblick, eingefangen in dieser Woche. 
Ein einfacher, besonderer, außergewöhnlicher Moment. Ein Moment zum innehalten, genießen und sich erinnern.


Idee: Soule Mama

Mittwoch, 29. Mai 2013

Tag 100: Wo ist der Deinhardt?

Nochmal für alle Insider: Ich schmeiß mich weg! :D Ich hoffe, wir finden den Deinhardt!

100 geschaffte Tage liegen hinter uns. Ich kann es kaum glauben.
Und so sitze ich heute Abend ganz still auf der Couch und lasse die letzten 100 Tage Revue passieren. Ich hab viel getan, viel erlebt, habe gekämpft und gearbeitet, Niederlagen eingesteckt und Siege errungen. Zudem habe ich sehr viel Spaß gehabt, nette neue Leute kennen gelernt und sehr viel Anteilnahme erlebt - ob hier im Blog oder im frauzufrau-Forum, im Freundes- und Bekanntenkreis ja leider eher weniger. Aber nicht jeder ist einsatztauglich. ;)

So stoße ich an und freue mich, dass wir schon so viel des Weges gegangen sind. Vielen Dank, dass ihr mich begleitet, ob still oder aktiv. 

Dienstag, 28. Mai 2013

Tag 99: Für mich

... nur für mich - das habe ich letztens getan. 

In der Zeitung hatte ich gelesen, dass zur Zeit ganz bei mir in der Nähe archäologische Ausgrabungen statt finden. Und dazu wurden Führungen angeboten. Ich überlegte im Vorfeld lange, ob ich dorthin fahren sollte. Alleine ist ja immer doof, und wo die Kinder lassen? Außerdem ist soweiso schlechtes Wetter und Dauerregen. Durch die Matschepampe waten, och nöö! Ausreden gab es also genug. 

Da ich aber schon während des Studiums von der Archäologie fasziniert war und immer mal an einer solchen Ausgrabung teilnehmen möchte, war das Interesse doch sehr groß. Spontan entschied ich dann an dem Tag, dass ich unbedingt hinfahren wollte. Wann würde ich noch einmal eine solche Chance bekommen? Vielleicht nie wieder! 

Babysitter 1 hatte leider keine Zeit, Babysitter 2 eigentlich auch nicht gut. Mir liefen fast die Tränen - wieso hatte ich mich nicht früher darum gekümmert? Letzten Endes konnte doch alles irgendwie geregelt werden, und ich fuhr hin. Mit dicker Jacke und Regenschirm im Gepäck. Und es war so toll! Und sehr faszinierend! Grandios. Das ist ja was für mich! Ich war hellauf begeistert!

Und der Wunsch in mir ist gewachsen, selber mal bewaffnet mit Maurerkelle und Pinsel im Dreck zu sitzen und Schicht um Schicht näher an die Vergangenheit heranzukommen, sie zu offenbahren. Ein Gutes hat der Ausflug zudem gebracht - ich schreibe wieder. Ein lang gehegter Wunsch: Ein Buch zu schreiben! Die Story hab ich im Kopf, seit ich ungefähr 16 bin. Und jetzt soll es endlich fertig gestellt werden. Für mich - und vielleicht auch für andere. :)

Montag, 27. Mai 2013

Tag 98: Das Einsatztief

... drohte mich zu verschlingen. Ich sah das Loch, in das ich zu fallen drohte, vor mir aufklaffen. Ich konnte den Grund nicht sehen. Und dann war es da - ein Kinderlachen, nein zwei.

Wie ein Licht in weiter Ferne zog es mich an und lockte mich fort vom dunklen Loch. Das Einsatztief hatte verloren gegen meine zwei zauberhaft lachenden Mädels. Und ich musste einfach mit einstimmen in das Gelächter, musste ebenso Faxen machen, Albernheiten und komische Gesichter. Es tat der Seele gut, so gut. Und obwohl es manchmal sehr anstrengend ist, Mutter von zwei Kindern zu sein, mit all der Verantwortung, den Auseinandersetzungen, den Erziehungsfragen und dem schier unbrechbaren Willen des Trotzköpfchens, so möchte ich all dies nicht missen, wenn man auf diese Weise belohnt wird. 

Ein Kinderlachen ist ansteckend. Ein "Mama-ich-hab-dich-lieb" Balsam für die Seele. Eine Umarmung und ein Kuss wirken Wunder. All dies kann ein drohendes Einsatztief vertreiben. Die Sonne scheint wieder - im übertragenen Sinn natürlich. :)

Sonntag, 26. Mai 2013

Tag 97: Woche No. 14

... ist so gut wie um! Und rückblickend betrachtet war es die bisher anstrengendste von allen. Sowohl physisch als auch psychisch - und emotional.

Ich kämpfte diverse Schlachten - und verlor. Ich kämpfte hart und gewann mal hier, mal da. Ein wenig. Im Großen und Ganzen muss ich ehrlich sagen: Ich bin geschafft, geschlaucht. Ich bin nur müde, hundemüde, und kann doch nicht schlafen. Gerade ist die Luft raus, und so blicke ich auf weitere Wochen, die vor uns liegen. Alleine, ohne den Mann.
 
Ein kleiner Lichtblick: Wir befinden uns mittlerweile im einstelligen Bereich! Wenn das Out denn auch wirklich das Out bleibt ... So hoffe ich weiter und sehne mich unendlich nach ihm. 

Samstag, 25. Mai 2013

Tag 96: Vorläufiges OUT

Ich habe gestern mit dem Mann telefonieren können, und er gab mir ein vorläufiges OUT (Termin seiner Heimreise). Dieser Termin ist natürlich nicht fest, solange er nicht im Flieger nach Deutschland sitzt. Es kann immer mal etwas dazwischen kommen - zu heiß, zu windig, Sandsturm gar, kein Nachfolger. 

Und diese Sache mit dem Nachfolger bereitete mir eine schlaflose Nacht und setzte mich in helle Aufregung. Denn auf der internen BW-Liste steht für meinen Mann bisher kein Nachfolger! Und man hört so dies und jenes, Buschfunk eben, und da gab es Fälle, in denen mal eben aus geplanten 4 Monaten so mir nichts dir nichts 8 wurden. Nachfolgerprobleme. Gerade in Zeiten, wo die Einsatzzeit in Afghanistan begrenzt ist und der Rückzug bzw. die Übergabe unmittelbar bevorsteht.

Der Mann mit Galgenhumor. "Dann verdien' ich hier eben noch ne Runde mehr Geld. Ist ja auch was!" Ist ja auch was, aber nichts im Vergleich zu dem, was es mir geben würde, wenn er endlich wieder an meiner, an unserer Seite wäre. Wieder eins sein, wieder ganz. 
Ich denke auch an die Kinder, die ihren Vater vermissen, die ihn in ihrem Alltag vergessen, für die er einfach nicht greifbar ist. Er muss zurückkommen, möglichst bald. 

Manchmal breche ich vor Anstrengung fast zusammen, weil es an den Kräften zerrt, immer für alles und überall alleine verantwortlich zu sein. Alle Bedürfnisse zu stillen ohne an die eigenen zu denken. Immer auf Abruf bereit zu stehen, gut gelaunt durch den Tag und ausgeschlafen in der Nacht. Und die einsamen Wochenenden erst, wo einem noch deutlicher bewusst wird, was fehlt, wer fehlt. 

Man schafft, was man schaffen muss, geht mir durch den Kopf. Aber bis Oktober gar kann ich das Programm hier nicht durchhalten ... 

So schicke ich ein Stoßgebet gen Bunderwehr-Gott, dass er meinen Mann heile und am vorausgesagten Termin zu mir zurückbringen möge. Ich hoffe, ich bange ...

Freitag, 24. Mai 2013

Tag 95: Dieser Moment

Ein Freitags Ritual. 
Ein einzelnes Foto - keine Worte - ein Augenblick, eingefangen in dieser Woche. 
Ein einfacher, besonderer, außergewöhnlicher Moment. Ein Moment zum innehalten, genießen und sich erinnern.


Idee: Soule Mama

Donnerstag, 23. Mai 2013

Tag 94: Manchmal kann ich es nicht glauben

..., dass der Mann wirklich fort ist. Dass er im fernen Afghanistan sitzt und nicht jeden Moment nach Hause kommt. Ich denke manchmal, das kann doch gar nicht sein. Er kommt jeden Augenblick zur Tür herein, begrüßt mich und die Kinder, und wir essen zusammen zu Abend.

Das Ganze ist ein blöder Traum, aus dem ich nur erwachen muss. Und dann erwische ich mich bei der Erkenntnis, dass dem nicht so ist. Ich sage mir: Es stimmt wirklich! Der Mann ist in der Ferne und kommt so schnell nicht wieder. Das Gefühl übermannt mich, und die Erkenntnis schmerzt. Manchmal fließt auch ein Tränchen oder zwei.

Mittwoch, 22. Mai 2013

Tag 92 / 93: Mit viel Fantasie ...

... gingen die letzten beiden Nachmittage alleine mit den Mädels schnell vorbei.

Wir machten die Kinderzimmer unsicher, benutzen ausgediente Matratzen als Schiffe und kämpften gegen "Wassermäuse" und Haie. Schwammen durch das Meer, retteten die Teddys und legten am Strand an. Wir kämpften uns bis zu unserem Zelt durch (das Kinderzelt im Flur ist schon seit Wochen als Höhle aufgebaut) und übernachteten dort. Allerdings konnten wir nicht schlafen, weil es fürchterlich gewitterte. Die Blitze zuckten nur so vom Himmel, und wir zählten sie. Dann besangen wir die Sterne und den Nachthimmel und konnten schließlich einschlafen. 

Ein Picknick gab es natürlich auch! Als Frühstück nach unserem Zeltabenteuer. Dann wartete unser Zug und wir fuhren wieder der Realität entgegen. 

Heute wartete unser Flugzeug in den Dschungel. Dort beobachteten wir die Löwen und lasen ein Buch dazu (Wie und wo leben Löwen? Was fressen sie? Wie werden die Babys aufgezogen? etc.). Natürlich von unserem Zelt aus, dort waren wir ja in Sicherheit. 

Manchmal bedarf es solcher Tage, an denen die Fantasie Flügel bekommt und über uns hinauswächst. Besonders das Trotzköpfchen war mit Feuer und Eifer dabei und genoss es. 

Probiert es aus und berichtet von euren "Erlebnissen" und "Abenteuern"! Ich würde mich freuen!  

Montag, 20. Mai 2013

Tag 90 / 91: Wir kämpfen

- an allen Fronten.

Das Trotzköpfchen und ich, wir kämpfen miteinander, wir kämpfen gegeneinander, wir rangeln um die Stellung, wer hier der Boss ist. Wir reiben uns aneinander. Und es ist anstrengend. Kräftezehrrend.

Die Frechdächsin, sie kämpft gegen die durchbrechenden Zähne, und ich mit ihr. Überwiegend nachts. Oder zur Mittagschlafzeit. Und eigentlich rund um die Uhr. So lange, bis das neue Stück aus dem Zahnfleisch herausblitzt und der Schmerz nachlässt.

So waren die Tage ziemlich lang, gingen früh abends schnell zu Ende und fingen nachts wieder an. Aber ich denke, die Schlacht ist so gut wie gewonnen! Ein bisschen Durchhaltevermögen, die Stellung halten, und wir haben es geschafft. Hoffentlich. 

Samstag, 18. Mai 2013

Tag 89: Autofrei

zum Kindergarten. Das stand diese Woche für uns auf dem Plan.

Unter dem Motto "Mach mit, bleib fit!" fand die alljährliche "autofreie Woche", eine Aktion von Kindergarten und Grundschule, statt. Wenigstens die eine Woche im Jahr sollte man auf das Auto verzichten und die Kinder zum Beispiel mit Fahrrad oder zu Fuß in die Einrichtung bringen. Hier sollten die Kinder mit den Verkehrsregeln vertraut gemachet werden, einen Einblick in die Arbeit von Polizei und Feuerwehr bekommen und einen Krankenwagen besichtigen. 

Zum krönenden Abschluss bewiesen die kleinen neuen Verkehrsteilnehmer ihr Können im Fahrzeugeparcours und bekamen eine Urkunde ausgehändigt, die Mama sehr Stolz machte. Und auch das Trotzköpfchen, geschafft von einer Woche Radfahren, war glücklich und freute sich. Nun ist sie ganz erpicht darauf, die Verkehrsschilder zu lernen. :)

Und uns hat es Appetit auf mehr gemacht. Wir werden in Zukunft wohl häufiger mit dem Fahrrad zum Kindergarten fahren. Jetzt, da sie es schon so toll kann!

Freitag, 17. Mai 2013

Tag 87 / 88: Dieser Moment

Ein Freitags Ritual. 
Ein einzelnes Foto - keine Worte - ein Augenblick, eingefangen in dieser Woche. 
Ein einfacher, besonderer, außergewöhnlicher Moment. Ein Moment zum innehalten, genießen und sich erinnern.

Idee: Soule Mama

Mittwoch, 15. Mai 2013

Tag 86: Irgendwie ...

... muss man sich ja Mut machen. 

Ich habe meinen Abfallkalender studiert. Heute Abend muss ich die Restmüll-Tonne an die Straße stellen, damit sie morgen geleert werden kann. Und so habe ich mal durchgezählt, wie häufig ich das noch machen muss, ehe der Mann aus der Ferne endlich wieder nach Hause kommt. Noch weitere 2 Mal!

Das klingt recht wenig und macht irgendwie Mut. Es scheint greifbar, die Rückkehr! Bilde ich mir zumindest ein. 2 Mal, das ist ja nicht mehr viel. - Aber ich habe sie auch erst 3 Mal rausgestellt, seitdem er fort ist ...

Ich vermisse ihn gerade sehr. Sehr. Jede Faser meines Körpers sehnt sich nach ihm. Und ich wünschte, wir hätten die letzten Monate schon hinter uns gebracht! Ich wünschte, ich könnte zum Flughafen düsen, total aufgelöst und angespannt und aufgeregt, und ihn endlich nach Hause holen ... Ach, wär es doch schon morgen.

Dienstag, 14. Mai 2013

Tag 85: Wenn der Postmann klingelt

... kommt ein Paket aus der Ferne!! Und der Mann hat uns diesmal reich beschenkt. 

Für das Trotzköpfchen gab es (zur Belohnung, dass sie eine ganze Woche lang nur grüne Smileys gesammelt hatte) ihre erste Barbie-Puppe. Die wurde natürlich erstmal ausgezogen und bestaunt und probiert, wie die sich bewegen und vor allem verbiegen kann. :) Die Frechdächsin wurde mit Dublosteinen bereichert, und ich bekam ein tolles Parfum, vom Mann selbst ausgesucht. Ich muss sagen, es gefällt mir!

Und hier eine kleine (Paket-) Bildergeschichte. 




Und die obligatorische ISAF-Postkarte, diesmal mit Heli-Tiger-Motiv.


Auch wir bereiten das nächste Paket vor. Noch diese Woche soll es auf die Reise gehen.

Montag, 13. Mai 2013

Tag 84: Klassentreffen

oder: Wer bist du denn eigentlich?

Am Samstag hatte ich kinderfrei. Es stand das Klassen - bzw. Jahrgangstreffen 10 Jahre nach dem Abitur an. Und es ist doch erstaunlich, was man sich im Vorfeld für Gedanken macht. Ich war nie eine aus der Masse herausstechende Schülerin, ich hatte nicht viel Konakt zu den meisten von den Mitschülern, ich war nie sonderlich vorlaut oder auffällig. Ich hatte kein besonderes Amt im Jahrgang, war nicht an den Organisationen für die Abiturfeierlichkeiten beteiligt, war in keinen Skandal verwickelt, gehörte zu keiner der coolen Cliquen. Kurz: Würde man sich überhaupt an mich erinnern?

Mit Bedacht wurde im Vorfeld die Klamotte ausgewählt, Haare gemacht und das Gesamtpaket verschönert. Man muss ja was hermachen. Und was hatte ich schon Großartiges geleistet die letzten 10 Jahre nach dem Abitur? Ich habe geheiratet und zwei Kinder bekommen, meine Ausbildung angefangen, aber noch immer nicht beendet. Nichts weltbewegendes also. 

Und dann ging es los. Wir hatten uns alle lieb, haben uns in die Arme genommen und uns gefreut, Leute zu sehen, mit denen wir zuvor nie ein Wort gewechselt hatten. Es war scheinheilig. Schlicht und einfach scheinheilig - die ersten Minuten. Eine ehemalige Mitschülerin sagte: "Ich freu mich so, euch alle wiederzusehen. Ich kenne noch alle Namen. Und ich habe ein so fantastisches Namens- und Gesichtsgedächtnis." Und dann sprach sie eine andere Mitschülerin mit dem falschen Namen an. Herrlich!

Schließlich ging es ans Eingemachte. Was machte man beruflich? Verheiratet? Kinder? Wohnung oder Eigenheim? Wer war hier in unserem ehemaligen Kaff geblieben? Wer war in die weite Welt hinausgereist? Gar ins Ausland? Ich kann sagen, ich belege Platz 1 was die Familienplanung angeht. Ich war die erste von knapp 90 ehemaligen Mitschülern, die geheiratet und Kinder bekommen hat. Und ich bin die erste mit bereits zwei Kindern. Ein Großteil der anderen zieht aber so langsam nach.

Enttäuschungen gab es an diesem Abend auch. Ich hatte mich riesig darauf gefreut, meine ehemals beste Freundin wiederzutreffen. Wir hatten uns vor 5 Jahren aus den Augen verloren. Irgendwie. Einfach so. Und nun saß ich ihr also gegenüber, und das erste, was sie sagte, war: "Du hast noch immer dieselbe Frisur!" Danke. Dann kam gleich: "Ich will hier nicht über privates sprechen und über berufliches schon gar nicht!" Okay, über was denn dann? Und sie setzte noch einen drauf: "Ich treffe ja Frau C. häufiger mal an Bahnhof, da weiß ich ja schon, was bei dir so los ist!" Ich ließ es dabei und sagte ihr noch, dass ich mit Frau C. auch schon ewig nicht gesprochen hätte. Das Grobe an Neuigkeiten könnte sie wissen, aber scheinbar war sie an weiteren Details nicht interessiert. Wir wendeten uns anderen Ehemaligen zu.  

Die Gelbe Schleife kannte übrigens niemand. Ein Mitschüler, Politiker, sprach mich an, was gelb bedeutete, Rot sei ja die für Aids. Aha. Ich erklärte es ihm, und er fragte: "Wie kommt man darauf, sich so eine Schleife als Kette um den Hals zu hängen?" Man sei selbst betroffen, antwortete ich diplomatisch. Die Afghanistan-Geschichte ist nicht nur weit weg in Afghanistan, sie ist unter uns. Jeder Soldat hat zuhause auch eine Familie, die auf ihn wartet. Das sollte nicht vergessen werden. Darauf wusste er nichts zu erwidern. So! 

Es war interessant zu sehen, wie wenig sich doch verändert hatte im Laufe der letzten 10 Jahre. Es standen noch immer dieselben Cliquen zusammen, dieselben Leute hielten sich für etwas besseres, und ich war froh, dass ich aus dem Thema Schulzeit entwachsen bin. Ich konnte nach Hause gehen und auf die nächste Fleischbeschau in 15 Jahren warten. Wenn ich denn hingehe ... 

Sonntag, 12. Mai 2013

Tag 82 / 83: Zum Muttertag ;)

ALLEN MÜTTERN


"Wir wären nie gewaschen
und meistens nicht gekämmt,
die Strümpfe hätten Löcher
und schmutzig wär das Hemd.

Wir äßen Fisch mit Honig
und Blumenkohl mit Zimt,
wenn du nicht täglich sorgtest,
dass alles klappt und stimmt.

Wir hätten nasse Füße,
und Zähne schwarz wie Ruß
und bis zu beiden Ohren
die Haut voll Apfelmus.

Wir könnten auch nicht schlafen,
wenn du nicht noch mal kämest
und uns, bevor wir träumen
in deine Arme nähmest.

Und trotzdem: Sind wir alle
auch manchmal eine Last.
Was wärst du ohne Kinder?
Sei froh, dass du uns hast."

(Verfasser ist nicht bekannt)

Ich selbst fahre, nach einem gestrigen kinderfreien Nachmittag und Abend, gleich los zu meinen Mädels und lass mich von denen überraschen! :) Einen tollen Blumenstrauß gab es gestern schon vorab vom Mann aus der Ferne geschickt! Mit lieben Worten, mit aufbauenden Worten, mit stolzen Worten. Es tat so gut zu lesen, dass er weiß, was ich hier alleine leisten muss. Er fehlt. Immer und überall.  

Und so wünsche ich auch mir, ganz alleine, alles Liebe zum Muttertag!

Freitag, 10. Mai 2013

Tag 81: BERGFEST :)

 

Der Anstieg ist geschafft.
Von nun an können wir den (Zahlen-)Berg wieder hinuntersausen! 

Wobei - wenn ich daran denke, dass wir noch einmal dieselbe Strecke des Weges zurücklegen müssen, wird mir ein wenig flau im Magen. Nochmal knapp 80 Tage, das ist noch eine verdammt lange Zeit. 

Bisher hat mich das Halbzeit-Tief noch nicht erreicht, und ich versuche weiterhin positiv zu denken. Der Zahlenberg wir weniger! Immerhin. Und wie heißt es so schön: Die Zeit arbeitet mit uns, nicht gegen uns (das hab ich geklaut). So beginnt für uns nun die Talfahrt, hinab bis zum Wiedersehen! 

Donnerstag, 9. Mai 2013

Tag 80: Zum Vatertag





... denken wir an den Papa in der Ferne
und hoffen ...

Für den allerbesten Vater! 

Mittwoch, 8. Mai 2013

Tag 79: Und wir üben

... eigenständiges Essen.

Auch die Frechdächsin macht ordentliche Fortschritte. Mit Gabel und Löffel wird jetzt alleine gegessen. Und immer, wenn ich doch mal kurz helfen möchte, bekomme ich einen ungeduldigen Gesichtsausdruck, heftiges Gefuchtel nach dem Esswerkzeug und ein "Ich alleine!" geboten. So bedarf die Küche nach dem Essen einer Grundreinigung, aber vielleicht kann sie ganz alleine essen, wenn der Mann endlich wiederkommt. Da lohnt sich dann der Aufwand - vielleicht.

Dienstag, 7. Mai 2013

Tag 78: Ablenkung

Meine Schwägerin und ihr Mann, der Patenonkel von der Frechdächsin und ein befreundetes Paar, die Mädels und ich waren letztens in einem sehr kindgerechten Freizeitpark. Es war ein sehr ausgelassener und schöner Ausflug mit vielen tollen Erlebnissen.

Die Märchenwelt wurde erkundet, Riesenrad gefahren und Trampolin gesprungen. Die Riesen-Wellenrutsche wurde getestet und für gut befunden, so dass die Männer gefühlte stundenlang mit dem Trotzköpfchen hinuntersausen durften. Babyschaukel und -karussel ließen die Frechdächsin einlullen, so dass sie beinahe eingeschlafen wäre. 

Auf der Rückfahrt hatte ich zwei völlig ausgepowerte Mädels auf dem Rücksitz, die die Autofahrt verschliefen. Und trotzdem abends selig in ihren Betten ins Land der Träume entschlummerten.





Was für ein schöner Tag! :)

Montag, 6. Mai 2013

Tag 77: Einen fahlen Nachgeschmack

... hat das Ereignis in Afghanistan. Man ist wie gelähmt.

Bisher habe ich immer versucht, die Gefahr zu verdrängen. Als wäre der Mann nur im Nebengebäude und hätte den Auftrag, dieses bis zum Tag X nicht zu verlassen. In Sicherheit also. Nun ist die Gefahr für Leib und Leben wieder mit voller Wucht präsent. Es ist kein Spaß-Survival-Urlaub in der Wüste, es ist Krieg! Und im Krieg passieren solche schrecklichen Dinge.

Man fühlt sich machtlos. Denn man kann an der Situation nichts ändern, man kann seinen Mann, der als Soldat für Deutschland dort ist, nicht nach Hause holen - man muss einfach weitermachen im Programm. Irgendwie. Tage und Wochen zählen. Und bangen und hoffen. Hoffen, dass alles gut geht und er unversehrt und gesund wieder nach Hause kommt. Und die Tage abreißen, so gut es geht. Versuchen, sich seine Sorgen von den Kindern nicht anmerken zu lassen. 

An solchen Tagen ist es schwer, die Fassade zu wahren. Das Zauberwort heißt Ablenkung, so makaber es klingt.

Sonntag, 5. Mai 2013

Gestern Abend ...

... waren der Mann und ich verabredet, zum telefonieren. Als ich die Kinder im Bett und es mir schön auf dem Sofa bequem gemacht hatte, wartete ich auf seinen Anruf. Wir hatten schließlich ein Date. Es kam und kam aber nichts. Zuerst nicht weiter schlimm, dann verspätet er sich halt, aufgehalten oder so. Doch irgendwann machte ich mir Sorgen. 

Ich schrieb eine SMS. Es kam keine Antwort. Ich trippelte nervös mit den Füßen und konnte mich nicht wirklich auf den Fernsehfilm konzentrieren. Wieso rief der Mann nicht an?? Irgendwann klingelte das Telefon. Aber er war es nicht - es war sein bester Freund. 

"Ich soll dich anrufen und dir sagen, es ist alles ok", sagte er. "Ihm geht's gut. Er kann nur heute nicht telefonieren. Das Telefon ist kaputt." 

Ich war erleichtert und habe das mit dem kaputten Telefon sehr naiv erstmal hingenommen. Es war auch schon spät und ich ziemlich müde. Als ich dann heute morgen im Radio von dem getöteten deutschen Soldaten hörte, war es klar. Sperre. Deshalb konnte er gestern Abend nicht anrufen.

Ich atme auf. Ihn hat es verschont. Uns hat es verschont. 
Aber ich denke auch an den Soldaten und dessen Angehörige. Dieser Krieg ist nicht weit weg im fernen Afghanistan. Er ist unter uns! Er hat schon wieder einen Menschen aus dem Kreise seiner Lieben gerissen, eine Familie zerstört. Alles Mitgefühl ist bei diesen Menschen. Ich hoffe, sie überstehen diese schwere Zeit.     

Tag 75 / 76: Eine Kerze


... für den gefallenen deutschen Soldaten und seine Familie, Freunde und Kameraden.
Eine Kerze für den verletzten deutschen Soldaten und seine Angehörigen. Ich hoffe, er verkraftet das Erlebte - irgendwie. 
Eine für die sieben getöteten Amerikaner und ihre Familien.

Und eine Kerze für alle Soldaten im Einsatz und ihre Lieben! Hoffentlich kommen alle gesund nach Hause zurück. Besonders unser.

... ein schlimmer Tag ... Ich bin fassungslos.

Freitag, 3. Mai 2013

Tag 74: Dieser Moment

Ein Freitags Ritual. 
Ein einzelnes Foto - keine Worte - ein Augenblick, eingefangen in dieser Woche. 
Ein einfacher, besonderer, außergewöhnlicher Moment. Ein Moment zum innehalten, genießen und sich erinnern.
 

 


Idee: Soule Mama

Donnerstag, 2. Mai 2013

Tag 72 / 73: Wir üben

... Fahrrad fahren!

Die letzten Tage standen bei uns unter dem Motto "Ab auf's Rad und losgeübt!" Nach anfänglichen Schlenkern und Wacklern und kurzen Episoden des Tretens haben wir gestern bereits unsere erste Fahrradtour zu den Großeltern gemacht. Die wohnen ca. 7 Autominuten von uns entfernt, mit dem Rad und mit dem Fahranfänger haben wir gute 30 Minuten gebraucht, in einem sehr gemächlichen Tempo.

Das Trotzköpfchen ist mächtig stolz auf sich, und die Mama noch viel mehr. Mein kleines Mädchen wird unabhängig! Von nun an kann's mit dem Fahrrad zum Kindergarten gehen. 
Der Mann in der Ferne ist etwas wehmütig, dass er dieses Ereignis verpasst, aber ich tue mein Bestes, um ihn teilhaben zu lassen. Es werden Videos gedreht und Fotos geschossen, die ich ihm dann zukommen lasse. Natürlich ist das nicht dasselbe, aber immerhin gibt es solche Möglichkeiten, die helfen, dass er an unserem Leben hier teilhaben kann. Das hilft. 

Und so sieht das aus, wenn geübt wird.